Am 7. Oktober jährt sich das Massaker der Hamas in Israel zum zweiten Mal. Aus diesem Anlass schaffen die Gruppen KIAS – Kritische Intervention gegen Antisemitismus, BGA – Bündnis gegen Antisemitismus Lübeck und OGR LA – Omas gegen Rechts Lübeck Altstadt einen provisorischen Gedenkort in Lübeck. Das Haus der Kulturen Lübeck und das Forum für Migrant:Innen in der Hansestadt Lübeck unterstützen die Initiative. Das Gedenken findet von 16:00 bis 20:00 Uhr auf dem Markt in Lübeck statt. Besucher*innen sind herzlich eingeladen, Blumen, Bilder oder andere Zeichen der Solidarität niederzulegen und so ein stilles Zeichen der Erinnerung zu setzen.
Am 7. Oktober 2023 überfiel die Terrororganisation Hamas gemeinsam mit ihren Verbündeten den Süden Israels. In den frühen Morgenstunden stürmten bewaffnete Einheiten Grenzanlagen, überfielen Städte und Kibbuzim und griffen ein Musikfestival an. Sie hinterließen eine Spur der Verwüstung und des Hasses. Über 1.200 Menschen wurden ermordet, mehr als 5.400 verletzt. Mindestens 250 Geiseln, darunter Kinder, alte Menschen und ganze Familien, wurden nach Gaza verschleppt. Die Täter*innen filmten ihre Gräueltaten und stellten sie in sozialen Netzwerken zur Schau – als Trophäen, als gezielte Demütigung. Auch zwei Jahre später sind noch immer 48 Menschen in den Tunneln der Hamas gefangen. Der Angriff vom 7. Oktober war mehr als ein Kriegsakt. Er war ein antisemitisches Massaker. Menschen wurden nicht wegen ihrer Rolle im Konflikt ermordet, sondern weil sie als Juden_Jüdinnen markiert waren. Dieser Tag geht als der größte Massenmord an Jüdinnen und Juden seit der Shoah in die Geschichte ein. Für Israel und die jüdische Weltgemeinschaft war der 7. Oktober eine tiefe Zäsur. Seither ist nichts mehr, wie es war. Für viele Angehörige und Überlebende steht die Zeit still – zwischen der Trauer um die Ermordeten, der Sorge um die Geiseln und der schmerzlichen Erkenntnis, dass Antisemitismus in seiner tödlichsten Form nie verschwunden war.
Wir, die Nachfahren der Täter*innen der Shoah, tragen eine besondere Verantwortung. Es ist unsere Pflicht, Antisemitismus entschieden entgegenzutreten – nicht nur in Gedenkreden, sondern in praktischer Solidarität mit Juden_Jüdinnen. Antisemitismus ist kein Problem der Vergangenheit, sondern eine Bedrohung der Gegenwart. Er zeigt sich in den Angriffen auf israelisches Leben, in der Relativierung von Massakern, in Verschwörungserzählungen und in der Normalisierung von Judenhass auf den Straßen und im Netz. Das Massaker vom 7. Oktober erinnert uns schmerzhaft daran, dass die Geschichte nicht abgeschlossen ist. Unsere Solidarität darf deshalb nicht abstrakt bleiben: Sie bedeutet, den Opfern und ihren Angehörigen beizustehen, den Geiseln eine Stimme zu geben und jüdisches Leben überall zu schützen.
Am 7. Oktober jährt sich der Angriff zum zweiten Mal. Wir wollen an diesem Tag einen Raum für Erinnerung und Trauer schaffen:
Alle sind eingeladen, Blumen, Bilder oder andere Zeichen der Solidarität niederzulegen. Der Ort soll stilles Gedenken ermöglichen und die Würde der Opfer ins Zentrum stellen. Wir bitten darum, an diesem Tag und an diesem Ort von politischen Diskussionen über den Krieg abzusehen. Es geht nicht um Deutungen oder Rechtfertigungen, sondern um das Erinnern an die Ermordeten und Verschleppten, um die Trauer der Hinterbliebenen und um die Solidarität mit jüdischem Leben – in Israel, in Deutschland und weltweit.
Gedenken ist kein Selbstzweck. Es ist die bewusste Entscheidung, die Opfer nicht zu vergessen, Antisemitismus nicht hinzunehmen und Verantwortung zu übernehmen. Wer am 7. Oktober innehält, stellt sich gegen das Vergessen und gegen die Normalisierung von Judenhass.
Kontakt: BgA-Lübeck